"Zwischen Anpassung und Widerstand"
Kirche im dritten Reich
Freiarbeit für die Jahrgangsstufe 10
Der Kirchenkampf -
"Deutsche Christen" vs. "Bekennende Kirche"
In der evangelischen Kirche wurden die Gegensätze zwischen Befürwortern und Gegnern des nationalsozialistischen Systems schon recht bald nach der Machtergreifung deutlich:
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 änderte sich die Situation der Kirchen in Deutschland nachhaltig. Als offensichtlich wurde, dass Adolf Hitler seine kirchenpolitischen Ziele, Gleichschaltung und Ausrichtung der Kirchen auf die nationalsozialistische Weltanschauung, mit Unterstützung der Deutschen Christen erreichen wollte, hatten diese zunächst einen Massenzulauf. Bei den Synodalwahlen in allen Landeskirchen nach der Schaffung einer Evangelischen Reichskirche am 23. Juli 1933 erlangten die Deutschen Christen die Zweidrittelmehrheit. Sie besetzten nun die meisten wichtigen Ämter. Ende September 1933 wurde der Deutsche Christ und Hitlers bisherige "Bevollmächtigte für die Angelegenheiten der Evangelischen Kirche", Ludwig Müller (1883-1945), als Reichsbischof höchster protestantischer Würdenträger im Deutschen Reich. Der Ausschnitt aus den Grundsätzen der „Deutschen Christen“ zeigt Ihre Ziele noch einmal deutlich:
Wilhelm Beye gehört zu den Mitbegründern der Braunschweiger Deutschen Christen. Schon als Student ist Beye "politischer Landsknecht" der Rechten und nimmt 1923 als Parteimitglied der NSDAP am ersten Parteitag in München teil. Am 12. September 1933 wählt ihn der Landeskirchentag, in dem nur Deutsche Christen vertreten sind, zum Landesbischof. Amtseinführung ist am 21. Januar 1934. Bischof Wilhelm Beye (1903-1975) ist mit 31 Jahren der "jüngste Bischof der Welt".
Als die von Deutschen Christen geleitete Altpreußische Synode am 6. und 7. September 1933 den für Beamte geltenden "Arierparagraph" auch für Kirchenämter einführte, rief der Dahlemer Pfarrer Martin Niemöller den Pfarrernotbund ins Leben. Ihre Gehorsamsaufkündigung gegenüber der Reichskirche verhinderte maßgeblich die Gleichschaltung der evangelischen Kirche. Forderungen von Deutschen Christen nach Übernahme des "Arierparagraphen" für die Reichskirche und nach Verwerfung des als jüdisch angesehenen Alten Testaments führten im November 1933 zu Massenaustritten und zur Spaltung der Deutschen Christen. Auf der so genannten Bekenntnissynode in Barmen 1934 ging aus dem Pfarrernotbund die Bekennende Kirche hervor. In der „Barmer Theologische Erklärung“ richtet sich die Synode in sechs Thesen gegen die Bedrohung durch die Deutschen Christen.
Nach These 1 schließt Jesus Christus als
das „eine Wort Gottes“ andere „Ereignisse und Mächte, Gestalten und
Wahrheiten als Gottes Offenbarung“ aus, der die Kirche folgen darf. Die
den Deutschen Christen als Norm geltenden „Lebensordnungen“ sind damit
abgelehnt.
Die Thesen 3, 4 und 6 folgern daraus für
die Kirche, dass sie nicht unter zwei, sondern unter ihrem einen Herrn
steht. Deshalb muss sie ihre Botschaft und Ordnung allein von ihm und
nicht von „herrschenden weltanschaulichen und politischen Überzeugungen“
bestimmen lassen. Kirche ist „Gemeinschaft von Brüdern“, ihre Ämter sind
Dienste, ihre Botschaft an das Volk ist Gottes freie Gnade, sagt die
Erklärung. Die Versuche, den Einfluss der Deutschen Christen in den Gemeinden zu vergrößern, blieben in den nächsten Jahren erfolglos, auch wenn die Mehrzahl der Landeskirchen bis 1945 in der Hand der Deutschen Christen war. Den rund 7.000 Pfarrern der Bekennenden Kirche standen lediglich etwa 2.000 Deutsche Christen gegenüber.
Quellen für Texte und
Bilder u.a.:
www.landeskirche-braunschweig.de -
www.dhm.de/lemo/html/nazi/
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Thomas Bremer 2004