"Zwischen Anpassung und Widerstand"
Kirche im dritten Reich
Freiarbeit für die Jahrgangsstufe 10
"Der Kulturkampf"
Der Kulturkampf Die Entstehung der Altkatholischen Kirche war der äußere Anlass für den Ausbruch des preußischen Kulturkampfes. Die Gründe jedoch lagen tiefer und waren sehr komplexer Natur. Ausgangspunkt war das Jahr 1848. Die Wege der kirchlichen und politischen Freiheitsbewegungen gegen die Allmacht des Staates hatten sich getrennt. Die Liberalen lehnten eine Bindung an überzeitliche Normen und an religiöse Autoritäten weitgehend ab. So musste die katholische Kirche ihnen von ihrer Struktur her als illiberal gelten. Hinzu kam die Entscheidung des Ersten Vatikanischen Konzils über die Unfehlbarkeit des Papstes. Sie war der Ausgangspunkt für die Reaktionen des Liberalismus und der von ihr beeinflussten Regierungen gegen die katholische Kirche. Für den erzkonservativen protestantischen Reichskanzler und preußischen Ministerpräsidenten Otto Graf von Bismarck war dies die Stunde, sich mit den Kräften des Liberalismus gegen die Kirche und die von ihm für besonders gefährlich gehaltene Zentrumspartei zu verbünden. Seine Politik richtete sich vor allem gegen die Bischöfe, Priester und Ordensleute. Bismarck wollte den katholischen Einfluss in der Öffentlichkeit eindämmen. Da die kirchlichen Angelegenheiten den Ländern vorbehalten waren, erfolgten innerhalb des preußischen Machtbereichs die umfassendsten Maßnahmen gegen die Kirche. Soweit die Reichsverfassung Möglichkeiten bot, nutzte Bismarck auch diese, um die katholische Kirche an den Rand zu drängen. Zu den bekanntesten Maßnahmen gehörten die Ausweisung der Jesuiten und ihnen verwandter Orden und die Aufnahme des Kanzelparagraphs ins Strafgesetzbuch. Ein preußisches Gesetz verbot alle Orden und Kongregationen mit Ausnahme der Krankenpflegenden. Sie allerdings unterstanden staatlicher Aufsicht. Ferner wurde staatlicherseits die Ausbildung der Geistlichen vorgeschrieben. Nur wer diese Bedingungen erfüllte, konnte angestellt werden. Damit war die Verleihung eines geistlichen Amtes vom Staate abhängig und die seit 1848 erworbene Freiheit für die Kirche erneut vereitelt worden. Die preußischen Bischöfe antworteten auf die Beschneidung der kirchlichen Rechte mit passivem Widerstand. Die Folgen waren sehr hart: Priesterseminare wurden geschlossen, Amtshandlungen eines vom Bischof ohne Mitwirkung des Oberpräsidenten ernannten Geistlichen wurden u.a. strafrechtlich verfolgt. Mehrere Bischöfe wurden ihres Amtes enthoben, da sie sich nicht an die gesetzlichen Bestimmungen hielten. Sie gingen ins Ausland und versuchten von hier aus, ihr Bistum notdürftig zu leiten. In dieser erneut misslichen kirchlichen Lage zeigte sich, dass es eine richtige Entscheidung war, der katholischen Vereins- und Pressearbeit freien Lauf zu lassen. Presse und Vereine unterstanden nicht den Bischöfen und fielen daher auch nicht unter die Kulturkampfgesetze. So konnten sie zu den stärksten Verteidigern der bischöflichen Politik in der Öffentlichkeit wurden. Bismarck merkte sehr bald, dass keine seiner Absichten von einem Erfolg gekrönt war. Es zeigte sich, dass staatliche Stärke am falschen Platz demonstriert worden war. So nahm der sicherlich sehr versierte Politiker Bismarck den Pontifikatswechsel von 1878 zum Anlass, um die verfehlten Gesetze nach und nach wieder abzubauen. Dies geschah in den Jahren 1880 bis 1887.
Das 1. Vatikanische
Konzil
Die
Ankündigung eines allgemeinen Konzils und die gleichzeitige Andeutung,
dass nach Möglichkeit bei diesem Konzil die lehramtliche Unfehlbarkeit des
Papstes festgeschrieben werden solle, löste in weiten Kreisen in
Deutschland Besorgnis aus. Die Bischöfe waren gezwungen, ihrerseits
Stellung zu beziehen. In einem gemeinsamen Hirtenschreiben wiesen sie
darauf hin, dass das Dogma nichts anderes aussagen könne als das, was in
der Heiligen Schrift und in der Überlieferung verankert sei. Die meisten
Bischöfe hielten eine Definition der päpstlichen Unfehlbarkeit für nicht
angemessen. Sie baten den Papst brieflich, diese Frage nicht auf die
Tagesordnung des Konzils zu setzen.
Das Konzil fand vom 8. Dezember 1869 bis 1. September 1870 im Vatikan statt. Auf Wunsch der Mehrheit der Konzilsväter wurde die Frage der Unfehlbarkeit schon sehr bald Konzilsthema. Die deutschen Bischöfe vertraten in der Konzilsaula freimütig ihren Standpunkt. Sie konnten aber eine feierliche Definition nicht aufhalten. Als die Definitionsformel feststand, reisten sie vor der Schlussabstimmung ab. Die Bischöfe selbst erklärten sich nachträglich mit dem Unfehlbarkeitsdogma einig. Dies war ein Erfolg des Kölner Erzbischofs. Allerdings konnte er diesen in weiten Kreisen der Konzilsopposition nicht erringen. Der Protest von Königswinter und die Nürnberger Erklärung der Oppositionellen führte schließlich zur Abspaltung und zur Gründung der Altkatholischen Kirche, deren Bischof seinen Sitz in Bonn nahm.
Quelle: Zusammenfassende deutsche Kirchengeschichte – www.kath.de |
Thomas Bremer 2004